Präventionstheater „@Ed und ich“ an der Silcherschule
Zum Ende des Schuljahres 2020/21 gab es für die Dritt- und Viertklässler/-innen der Silcherschule noch ein besonderes Highlight: Auf Einladung der Schulsozialarbeit und des Fördervereins war am 20. Juli das „Mach was“-Theater zu Gast und führte das Stück „@Ed und ich“ zum Thema Spielsuchtgefährdung auf.
Coronabedingt fanden zwei getrennte Vorstellungen für die Dritt- und Viertklässler in der Turnhalle Blumenstraße statt; im Anschluss daran kamen die beiden Akteurinnen Monika Wieder (Sozial- und Theaterpädagogin) und Vanessa Nebenführ (Schauspielerin) jeweils mit einer kleinen Schülergruppe ins Gespräch über das Gesehene.
Bereits am Vorabend hatten die Eltern die Gelegenheit, das Stück im Rahmen eines digitalen Elternabends zu sehen und mit Schulsozialarbeiterin Beate Grüninger und den Theaterfrauen darüber zu diskutieren.
Das Zwei-Personen-Theaterstück handelt von dem Mädchen Leonie, das – gegen den Willen der Eltern – von seiner Oma ein Tablet zum Geburtstag bekommt und sich freut, endlich dazuzugehören und nun das Märchenspiel spielen zu können, über das ihre Freundinnen immer sprechen. Ab diesem Zeitpunkt verfolgen die jungen Zuschauer/-innen, wie Leo in den nächsten Wochen immer mehr und mehr in den Bann dieses Spiels gezogen wird, zunehmend in die virtuelle Welt eintaucht, die ein Eigenleben entwickelt und in der „Ed“ das Kommando übernimmt, und wie die reale Welt für sie langsam aus den Fugen gerät: Leos schulische Leistungen werden schlechter, sie hat keine Zeit mehr für ihren besten Freund Paul, der anfangs viel Verständnis für sie hat, mit dem es am Ende aber zum Streit kommt, und schließlich hat das Mädchen Albträume und Ängste, aus denen es sich nicht mehr selbst befreien kann.
Das Stück verurteilt nicht pauschal die digitalen Medien, sondern zeigt vielmehr mit viel Verständnis auf, welche Faszination diese auf junge Menschen ausüben, welche Bedürfnisse sie (vermeintlich) befriedigen, aber auch, welche Abhängigkeiten dadurch entstehen und welche Schwierigkeiten im Alltag daraus resultieren könne. Dabei werden auch Gefahren wie finanzielle Verstrickungen durch In-App-Käufe und Cybermobbing thematisiert.
Die Schüler/-innen verfolgten das Theaterstück sehr aufmerksam und konnten sich einerseits mit Leonie identifizieren, hatten aber auch große Sympathien für den vernachlässigten Freund. In den nachbereitenden Gesprächen entwickelte sich eine rege Diskussion über die eigene Mediennutzung. Die Kinder, von denen etwa die Hälfte bereits ein Handy oder Tablet besitzt, erzählten von eigenen Erfahrungen und Regeln in ihren Familien. Die Schauspielerinnen sensibilisierten die Kinder für den Sinn und Zweck von Altersbeschränkungen bei Apps und Filmen und ermutigten sie, sich Gruppenzwängen entgegenzusetzen und in Situationen, in denen sie sich unwohl fühlen, auf ihr Bauchgefühl zu hören. Gemeinsam wurden Lösungswege gesucht: Was kann ich tun, wenn meine Freundin nur noch am Smartphone hängt; wie reagiere ich darauf, wenn ich in einem Chat von Unbekannten kontaktiert werde; welche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gibt es neben der Beschäftigung mit digitalen Medien? Einige Schüler/-innen waren bereits sehr reflektiert, andere wurden zum Nachdenken angeregt. Insgesamt hat die Veranstaltung hoffentlich dazu beigetragen, eigene Gewohnheiten zu hinterfragen und in Zukunft sensibler zu sein für die Gefahren, die von digitalen Medien ausgehen können.
Was sowohl beim Elternabend als bei den Schüleraufführungen klar wurde, ist die zentrale Rolle, die beim Thema Mediennutzung den Eltern zukommt – ganz besonders, wenn die Kinder noch sehr jung sind. Viele Eltern fühlen sich dabei überfordert und stecken in einem Dilemma, weil sie einerseits manches nicht erlauben wollen, ihren Kindern aber andererseits die Teilhabe nicht vorenthalten möchten. Sie wünschen sich Tipps, wie sie die Begleitung ihrer Kinder gestalten können. Klar wurde aber auch, dass es keine einfachen „Rezepte“ und pauschalen Empfehlungen für Eltern gibt, weil die familiären Gegebenheiten zum Teil sehr unterschiedlich sind. Wichtig ist es, nah am Kind zu bleiben, zu versuchen, seine Perspektive einzunehmen und sich mit ihm über seine Bedürfnisse auszutauschen. Kinder stehen zum Teil sehr unter Druck. Und sie haben sehr viel zu sagen, wenn ihnen jemand zuhört. Wenn sie sich in ihrer Situation verstanden fühlen, sind sie viel eher bereit, ihrerseits Verständnis für die Sorgen der Eltern aufzubringen und mit ihnen verbindliche Vereinbarungen zur Mediennutzung zu treffen.
Ein besonderer Dank gilt Beate Grüninger für die Organisation sowie der Suchtprävention des Landratsamts Esslingen, der AOK und dem Förderverein der Silcherschule für die finanzielle Unterstützung dieses Projektes.
Hier noch zwei weiterführende Linkempfehlungen:
www.klicksafe.de
Unabhängiges Info-Portal mit vielen Tipps und Hilfen für Eltern, Kinder und Lehrerkräfte zum kompetenten Umgang mit digitalen Medien und Sicherheit im Internet
www.internet-abc.de
Spielerisches und sicheres Angebot für den Einstieg ins Internet mit Tipps und Hilfen für (jüngere) Kinder, Eltern und Lehrkräfte
Eva Günkinger