Jahrgangsmischung

Begründung:

Nach Auffassung Maria Montessoris gelingt der Aufbau eines guten Lern- und Arbeitsverhaltens am besten in einer altersgemischten Gruppe. Sie ist die natürlichste Form einer menschlichen Gemeinschaft, wie die Familie zeigt, in der immer Menschen verschiedenen Alters zusammenleben.

In die Schule kommen Kinder

  • mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten,Chancengleichheit
  • mit oft weit auseinander liegenden Lernvoraussetzungen,
  • aus verschieden strukturierten Familien,
  • mit oder ohne Kindergartenerfahrung
  •    …..

Diese Vielfältigkeit als konstruktives Element des Lebens und Lernens in der Schule zu betrachten und zugleich soziale Grunderfahrungen zu ermöglichen, darum bemühen wir uns fortwährend. Der Anspruch individueller Förderung im gemeinsamen Lernen hat uns bewogen, den Unterricht jahrgangsgemischt zu organisieren.

Die bewusste Anerkennung der Vielfalt hat übrigens in der Reformpädagogik Tradition. Maria Montessori und Peter Petersen haben schon vor fast 100 Jahren das „gewollte Bildungsgefälle“ zur Kernidee ihrer Schulkonzepte erklärt. Man kann in altersgemischten Klassen beobachten, dass unter den Kindern ein regelrechter Unterricht stattfindet: Jüngere Schüler lassen sich von älteren gern belehren und inspirieren. Ältere Schüler zeigen oft ein besonderes Geschick im Erklären von Sachverhalten und festigen dabei den gelernten Stoff. Im Helfen und Sich-Helfen-Lassen erfahren die Kinder Kooperation statt Konkurrenz und lernen sich in ihrer Unterschiedlichkeit achten und tolerieren. Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Verantwortungs-bewusstsein und Selbstorganisation können sich gut entwickeln.

 

Der Weg zur Jahrgangsmischung

Seit dem Schuljahr 2005/06 werden an der Silcherschule alle Klassen jahr-gangsübergreifend unterrichtet, und zwar in der Mischung 1/3 und 2/4. Der Beginn der Jahrgangsmischung reicht bis ins Schuljahr 1998/99 zurück. Ein-geführt wurde sie damals als Schulversuch im Rahmen des Programms „Schulanfang auf neuen Wegen“. Nachdem der Schulversuch sehr erfolgreich war und bei Eltern auf große Nachfrage stieß, wurde die Jahrgangsmischung sukzessive in allen Klassen eingeführt.

 

Jahrgangsmischung in der Silcherschule

 Bei der Umsetzung der Jahrgangsmischung ist unserer Meinung nach wichtig, dass der Altersunterschied einerseits groß genug ist, damit ein natürliches Entwicklungsgefälle entsteht, andererseits aber nicht zu groß, um Ausgrenzungen zu verhindern. Die Mischung aus Erst- und Drittklässlern bzw. Zweit- und Viertklässlern, wie wir sie in unserer Schule prinzipiell haben, lässt das Erleben verschiedener Rollen zu: in einer Gruppe zunächst bei den Kleinen zu sein, die von den Großen im Sozialen wie im Lernen allgemein angeleitet und sprichwörtlich an der Hand genommen werden, um dann zwei Jahre später – gestärkt – die Rolle der Großen zu übernehmen. Für genügend Stabilität trägt dabei die mindestens zweijährige Gemeinschaft der Schülerinnen und Schüler sowie die in der Regel über alle vier Grundschuljahre gleiche Klassenlehrerin bei.

Ein Gerüst für das Miteinander von älteren und jüngeren Kindern bieten auch die Patenschaften. Jedes Drittklass-Kind übernimmt dabei die Patenschaft für einen Klassenkameraden der ersten Jahrgangsstufe. Schulanfänger kommen so in eine Gemeinschaft, deren Verhaltenskodex erprobt und für gut befunden wurde. Die Regeln des Zusammenlebens und -arbeitens werden immer wieder gemeinsam festgelegt, auf ihren Bestand geprüft und wenn nötig geändert. Im Klassenrat, der regelmäßig einberufen wird, können Wünsche und Beschwerden aller Kinder vorgetragen und gehört werden.

Neben der Jahrgangsmischung während der Freien Arbeit und in den verschiedenen Fachunterrichtsstunden können die Klassenstufen gelegentlich auch jahrgangsrein zusammengefasst werden.